Wie einige vielleicht wissen, habe ich inzwischen zwei Neffen und eine Nichte. Da diese gerade in einer Kleinstadt leben, springe ich ab und zu ein und gehe einkaufen.
Es begab sich im September 2004, daß ich beauftragt wurde für meinen
ältesten Neffen T-Shirts zu besorgen. Frohgemut zog ich los. Erste
Anlaufstelle war C&A, dort gibt es gute Qualität zu passenden
Preisen. Leider gibt es für Jungs dort nur T-Shirts in braun, blau,
matsch und tarngrün. In der Mädchenabteilung gibt es rosa und es steht
gleich groß "Girl" überall drauf, Blumen, Schmetterlinge, sonstige
Verzierung hinderten mich am Kauf von anderen Farben in der
Mädchenabteilung.
So zog ich entnervt weiter zu H&M, da bin ich Fan seitdem sie in HH
das erste Geschäft eröffnet haben. Erschreckenderweise auch hier das
gleiche Bild: braun, blau, matsch und tarngrün. Für Mädels rosa und
lila. Habe dann doch noch ein T-Shirt in orange ergattert neben blau und
weiß.
Anderntags beschloß ich, beide Unternehmen einmal darauf anzusprechen, da ich mich fragte...
Liebes Team bei H&M, bereits seit meiner Teeniezeit in den 80ern kaufe ich bei Euch ein und bin irgendwie auch Euer Fan. Immer findet sich etwas Witziges, Irhseid nach wie vor preiswert und liefert gute Qualität. In der Zwischenzeit kaufe ich auch für meinen Neffen und meine Nichte und die Kinder von Freunden bei Euch ein. Es fällt mir immer wieder folgendes auf: die Kindernkollektionen (bis auf die für Babies) sind sorgsam farblich unterteilt: rosa/lila für die Mädchen, blau/braun/matsch/tarngrün für die Jungs. Dabei stellt sich mir folgende Frage: bieten Sie die Kollektionen so an, weil Sie durch Umfragen oder Umsätze gemerkt haben, daß die Kunden so für ihre Kinder einkaufen, oder kaufen die Kunden zwangsläufig so ein, weil es eben nicht anders angeboten wird? Ich jedenfalls frage mich nach 30 Jahren Emanzipation und Gleichberechtigungsdiskussion warum man *immer noch* Kindern so früh mit ihrer Kleidung eine Rollenprägung aufdrücken muß. Ich finde das echt schlimm! Mein Neffe trägt supergern orange und rot, nur kaufe ich das natürlich nicht, wenn da gleich groß "Girl* draufsteht oder andere "niedliche" Applikationen angebracht sind. Haben sich Ihre Designer darüber schon einmal Gedanken gemacht? Ich halte das nicht für unmöglich, denn wie ich Ihrer Webseite entnehme, machen Sie sich ja erfreulicherweise viele Gedanken um Umweltbelastung, Kinderarbeit, Lohnkosten und soziale Probleme ihrer direkten und indirekten Mitarbeiter weltweit. Oder bin ich mal wieder als Kundin anders als alle anderen? ;-) Dies als Frage und Anregung, ich würde mich freuen, wenn die Welt da ein bißchen offener wird.
ich erhielt anderntags (!) bereits Antwort:
zunächst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an H&M, Ihr nettes Kompliment und Ihr Anregungen. Da wir, wie Sie ja bereits erwähnten, sehr darauf bedacht sind, in den Gesellschaften in denen wir agieren, mit einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein zu agieren, nehmen wir Ihre Kritik natürlich sehr ernst. Bei der Auswahl der Farben unserer Kollektionen achten wir immer darauf, die Wünsche unserer Kunden bestmöglich zu bedienen. So kommt es, dass Rosa tatsächlich eine im Bereich der Mädchenkleidung stark verbreitete Farbe ist. Dies ist die Farbe, die wir im Mädchenbereich am besten verkaufen. H&M hat jedoch die Philosophie, jedem unserer Kunden einen ganz individuellen Stil zu ermöglichen. Daher haben wir über die klassischen Angebote beispielsweise in Rosa für Mädchen und in Blau für Jungen noch eine viel weiterreichende Farbpalette. In diesem Herbst finden Sie zahlreiche Akzentfarben, die wir gleichermaßen für Jungen wie Mädchen anbieten. Dazu gehören unter anderem farben wie Orange, Grün, Navy, viele verschiedene Khaki- und Brauntöne etc. H&M hat als schwedisches Unternehmen ein sehr modernes und liberales Verständnis den Geschlechterrollen gegenüber. Schweden ist übrigens das Land mit der höchsten Frauenerwerbstätigenqoute (ca. 70% der Frauen gehen hier einer Beschäftigung nach). Wir möchten daher keineswegs Stereotypen der geschlechtlichen Rollenverteilung bedienen, müssen uns als erfolgsorientiertes Unternehmen aber natürlich auch den Bedürfnissen des Marktes anpassen. Wir denken aber, dass vor allem auch unsere aktuelle Herbstkollektion ein gutes Beispiel dafür abgibt, dass sich in unserer Kinderkollektion der Anspruch nach Individualität der Bedürfnisse unserer Kunden widerspiegelt. Ich hoffe, Ihre Frage ausreichend beantwortet zu haben. Falls dies nicht der Fall sein sollte, lassen Sie mich dieses bitte wissen. Gleichzeitig habe ich Ihre Anregung an unsere zuständige Produktmanagerin für Kinderkleidung weitergeleitet, die diese in ihren weiteren Planungen berücksichtigen wird. Viele Grüße aus Hamburg
Liebe Mitarbeiter bei C & A, dies Woche war ich wieder unterwegs, um für Neffen und Nichte einzukaufen. Dabei fiel mir wiederholt in der Kinderabteilung auf, wie sehr die angebotene Kleidung immer noch nach "rosa/rot/lila für Mädchen" und "blau/matsch/braun/tarngrün" für Jungen unterscheidet. Dabei stellt sich mir folgende Frage: bieten Sie die Kollektionen so an, weil Sie durch Umfragen oder Umsätze gemerkt haben, daß die Kunden so für ihre Kinder einkaufen, oder kaufen die Kunden zwangsläufig so ein, weil es eben nicht anders angeboten wird? Ich jedenfalls frage mich nach 30 Jahren Emanzipation und Gleichberechtigungsdiskussion warum man *immer noch* Kindern so früh mit ihrer Kleidung eine Rollenprägung aufdrücken muß. Ich finde das echt schlimm! Mein Neffe trägt supergern orange und rot, nur kaufe ich das natürlich nicht, wenn da gleich groß "Girl* draufsteht oder andere "niedliche" Applikationen angebracht sind. Haben sich Ihre Designer darüber schon einmal Gedanken gemacht? Oder bin ich mal wieder als Kundin anders als alle anderen? ;-) Dies als Frage und Anregung.
Hier dauerte die Antwort eine Woche, aber dennoch:
vielen Dank für Ihre Mail die uns vor einigen Tagen erreichte. Durch Ihre Zeilen erfahren wir erstmalig Kritik zu dieser Thematik, die wir gerne an unsere entsprechende Fachabteilung weiterleiten. Wir danken Ihnen vielmals, dass Sie Ihre Meinung an uns gerichtet haben. Denn Hinweise und Anregungen unserer Kunden sind für uns sehr wichtig, helfen uns diese dabei, auf Sachverhalte aufmerksam zu werden, diese zu überdenken und ggf. zu ändern.
Beide Unternehmen haben meine Mails zeitnah beantwortet und mein Anliegen ernstgenommen. Wenn mehr Kunden (!) dies tun, vielleicht ändert sich ja wirklich etwas und wir impfen den Kindern die Rollenprägung nicht mehr gleich mit der Kleidung ein. Natürlich braucht es da eine kritische Masse an Querulanten.
P.S.: ich werte o.g. Mails als Statements des Unternehmens und nicht als private Mails und habe mich daher entschlossen, sie online zu stellen. Sie stellen auch meiner Meinung nach für beide Unternehmen ein positives Bild dar.