Princess' Homepage - Sicher chatten

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Artikel "Sicher chatten im Internet"

Dieser Artikel richtet sich vorrangig an Jugendliche, die ihre ersten Erfahrungen im Netz und im richtigen Leben machen. Hoffe, er ist nützlich.

Sicher chatten / Menschen kennenlernen im Internet

von Andrea 'Princess' Wardzichowski



In der großen, weiten Welt des Internet erfreuen sich zweifellos mannigfaltige Chatsysteme großer Beliebtheit. Ich selber habe im November 1990 das Internet kennengelernt. Das Web war noch gar nicht erfunden, aber Mail, Diskussionsgruppen (Usenet-News) und das Chatten (IRC, Internet Relay Chat) gab es natürlich damals schon. [0]

Doch während sich damals weltweit (!) gerade einmal 200 Nutzer im IRC tummelten, die sich nach sog. Relay-Parties auch noch größtenteils persönlich kannten, hat sich die Situation heute doch radikal verändert. Das IRCNet gibt es immer noch - nur finden sich heute dort über 100.000 Nutzer. Andere, auf IRC basierende Chatsysteme, webbasierte Chatssyteme und Serverbasierte Chatsysteme mit zentralen Knoten sind seitdem wie Pilze aus dem Boden geschossen. Eine unübersehbare Zahl von Nutzern kann sich jederzeit weltweit verbinden. Dabei verlangen die wenigsten Systeme eine Identifizierung ihrer Nutzer.

Das Positive daran ist, daß wir plötzlich zu Menschen Kontakt aufbauen können, die wir im "richtigen Leben" vielleicht nie treffen würden. Ich war jedenfalls sehr erfreut, als ich das erste Gespräch mit einem Maschinenbau-Studenten aus dem Iran führte! Ich hätte gar nicht gedacht, daß das dortige Regime versäumt hatte, den Internetzugang zu beschränken.

Auf der anderen Seite kann man aber leider auch dem "Psychopathen von nebenan" begegnen. Ohne eine Spaßbremse zu sein, möchte ich heute in den Cybernews von den Möglichkeiten und Gefahren des Chattens berichten. Seit 1996 bin ich im IRCNet auch als IRC-Operator tätig [1], und habe doch im Laufe der Zeit einige Dinge erlebt.

Flirten erlaubt!

Ohne Frage setzen sich neue Medien erst richtig durch, wenn man durch sie Kontakte knüpfen oder erotische Erfahrungen machen kann. Das ist nicht verwerflich, das ist nur menschlich und es ist zweifellos ein wichtiger Aspekt des Lebens.

Anders als im "richtigen Leben" jedoch gibt es im Internet kein soziales Netz, was die Kontakte vorfiltert. Normalerweise bestimmt unser soziales Umfeld, also die Familie, Schule, Freunde, Hobbies, mit welchen Menschen wir zusammentreffen. In der Regel treffen wir auf diese Weise weder Prominente, noch Obdachlose (um die Extreme zu nennen).

Ziel ist es natürlich, potentielle Partner(innen) in Eurem Alter zu finden und sicher gibt es dazu genügend virtuelle "Treffpunkte". Wie aber findet man heraus, ob sich hinter einem Pseudonym wirklich ein 16jähriger verbirgt und kein Krimineller?

Dies ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn wer Jugendliche kennenlernen will, wird sich sicher ihrer Sprache und ihren Interessen (Bands, Serien, Mode) soweit auskennen, um gut einen Jugendlichen simulieren zu können.
Wenn Euch aber beim Chatten schon auffällt, daß Ausdrucksweise und Kenntnisse nicht zum angegeben Alter "passen", seid lieber vorsichtig.

Auch sollte es selbstverständlich sein, selber zunächst ein Pseudonym zu benutzen und keine Kontaktdaten (Adresse, Telefonnummern) herauszugeben, erst recht keine Fotos. Es gibt viele Anbieter kostenloser Mailadressen [2], also legt Euch ruhig für "Erstkontakte" eine eigene Mailbox an und verratet Eure echte Adresse erst, wenn Ihr denjenigen persönlich kennengelernt habt.

Aber wie kann man jemanden *sicher* kennenlernen?

Wenn Ihr Euch einigermaßen sicher seid, daß Euer virtuelles Gegenüber wirklich altersmäßig passt und er/sie nicht zuviel vorgaukelt (was selbst "normale" Chatter gern tun, denn es sieht sie ja niemand. Erstmal ;-)), wie kann man denjenigen dann im richtigen Leben treffen?

Eine sichere Methode wäre natürlich die Einladung nach Hause zu den Eltern. Bei dieser gibt man aber a) seine Wohnadresse preis und b) wer mag schon die ersten Flirtversuche unter den Augen der Eltern unternehmen.

Es muß also andere Wege geben. In meiner Anfangszeit als Chatterin war ich zwar schon 19 und damit etwas älter als die meisten von Euch, aber dennoch sahen wir es als sicherer an, unbekannte Chatter erstmal auf öffentlichen Parties kennenzulernen. Es gab damals alle halbe Jahre richtige Chattertreffen, die sog. Relay Parties, die jeweils von einem Grüppchen Freiwilliger organisiert wurden, jedesmal in einer anderen Stadt. Das war wirklich eine gute Gelegenheit, Leute kennenzulernen!

Auch wenn es keine dedizierte Chatterparty ist: treffen in einer Disco oder einem Jugendhaus sollten möglich sein. Vereinbart auch mit einer Freundin, daß sie Euch während des Treffs auf dem Mobiltelefon anruft oder eine SMS schickt und macht eine Art Codewort aus, falls Ihr Euch doch unwohl fühlt. Je nach Lage kann Euch dann die Freundin "zufällig dort treffen" und Ihr könnt Euch höflich von einem merkwürdigen Menschen verabschieden ohne Angst haben zu müssen, daß der Euch vielleicht nach draußen verfolgt.

Ich gebe zu, daß es schon eine Gratwanderung zwischen Spaß, Sicherheit und Angst ist, aber wenn man ein paar Dinge beachtet, kann man viel Freude damit haben, neue, interessante Menschen kennenzulernen!

Fotos im Internet - einmal drin, nie wieder draußen

Zum Schluß noch ein paar Bemerkungen zu Fotos im Netz.

Inzwischen sind Digitalkameras sehr weit verbreitet und dank guter Software kann man sehr leicht Online-Fotoalben erstellen. Dies führt natürlich dazu, daß Familien ihre kompletten Fotosammlungen ungeschützt ins Internet stellen.

Es ist natürlich von Vorteil, die Fotos so alle Verwandten und Bekannten zugänglich zu machen, gerade wenn nicht alle am gleichen Ort wohnen, aber es hat eben auch den Nachteil, daß komplett fremde Personen diese Fotos nicht nur sehen, sondern auch archivieren können. Auch Suchmaschinen tun dies.

Was geschieht also? Man verliert völlig die Kontrolle über die Verbreitung des eigenen Bildes. Familienfotos sind private Daten und gehören geschützt. Es ist kein Aufwand, ein Fotoalbum mit einem einfachen Passwort zu versehen, so daß nur berechtigte Personen Zugriff haben.

Andernfalls wird Euer zukünftiger Arbeitgeber vielleicht Euren Namen in die Suchmaschine eingeben und neben allen Jugendsünden auch die Babyfotos finden und dies ist sicher nicht der gewünschte Effekt.

Bitte werft auch einen Blick auf Eure Schul-Homepage. Wenn dort Klassenfotos veröffentlicht werden, muß jeder (bzw. der/die Erziehungsberechtigten) die Zustimmung zur Veröffentlichung geben.

Seid also ein bißchen vorsichtig mit dem, was ihr an persönlichen Dingen von Euch im weltweiten (!) Netz preisgebt, dann seid Ihr auf der "sicheren Seite".

Es gibt keinerlei Möglichkeit, weder technisch noch juristisch, ein Bild rückstandsfrei aus dem Internet wieder zu entfernen, wenn es eine gewisse Zeit dort gewesen ist. Daher muß man im Vorfeld gut überlegen, was man veröffentlicht.

Was soll ich sagen: man findet immer noch die Bilder von meiner ersten Relay-Party im Netz. Ich habe da noch meine echte Haarfarbe ;-) und Papier-Eisschirmchen im Haar ;-)) Macht Euch ruhig auf die Suche!



[0] http://www.de.ircnet.net/, http://irc.pages.de/
[1] http://irc.belwue.de/
[2] web.de, GMX, hotmail....